Zur Ehrenwaffe: Regelmäßige Verleihungen von Ehrenwaffen gab es in der preußischen Armee bereits ab 1845 für hervorragende wissenschaftliche Leistungen auf der Kriegsakademie. Zur Kaiserzeit dann ab 1885 "für hervorragende Schießleistungen" sowie ab 1907 "für hervorragende Leistungen auf der militärtechnischen Akademie". Diese Tradition wurde für die "Schießpreiswaffen" seit 1921 im Reichsheer auf der Grundlage des "Entwurfs der Schießvorschrift für Gewehr, Karabiner und l.M.G." fortgeführt. Später verliehen auch die beiden anderen Teilstreitkräfte für diesen Zweck die bei ihr übliche Offizierseitenwaffe in besonderer Ausführung.

     Ob Ehrenwaffen für herausragende Leistungen auf der Kriegsakademie (nach 1936) vergeben wurden, ließ sich bisher nicht nachweisen. Bekanntlich war die Kriegsakademie nach dem I. Weltkrieg durch den Versailler Vertrag zunächst verboten und konnte, erst nachdem Deutschland seine Wehrhoheit wiedererlangt hatte, erneut eingerichtet werden. Allerdings wurden an Offiziere Ehrenwaffen für hervorragende Leistungen auf den Waffenschulen, den später sogenannten Kriegsschulen, verliehen. Dies ist für die Jahre 1928 und 1929 durch amtliche Dokumente nachgewiesen. Ob in anderen Jahren auch Verleihungen stattfanden, ließ sich weder durch Sichtung von amtlichen Unterlagen noch durch Befragung von Zeitzeugen abschließend ermitteln.

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   Zu den Geehrten des Absolventenjahrganges 1929 gehörte, wie oben schon erwähnt, auch Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Die Namen der "Lehrgangsbesten" wurden auf Veranlassung des Chefs der Heeresleitung, General der Infanterie Heye, im Heeres-Verordnungsblatt bekannt gegeben. Die Verleihung wurde ferner in das Wehrstammbuch eingetragen.

Stammliste


   Technische Beschreibung: Bei der an Stauffenberg verliehenen Ehrenwaffen handelt es sich um eine aufwendige Ausführung des 1922 eingeführten Offizier-Einheitssäbels. In ihrer Grundform entspricht die Waffe allerdings dem Füsilieroffiziersäbel der Kaiserzeit.

   Das Gefäß aus Messing ist in seiner Gesamtheit mit tiefliegenden fein ziselierten floralen Verzierungen geschmückt Der Griffkern (Hilse) besteht aus Holz, das mit schwarzem Kunststoff überzogen ist. Drei verdrillte Drähte umwinden den Griff. Die Klinge, eine Steckrückenklinge mit Schör, besteht aus Damaststahl. Der Name des Herstellers der Waffe, die Firma Weyersberg, Kirschbaum & Cie in Solingen, ist in den Klingenrücken eingeätzt. Innen auf der Klinge befindet sich in Hochätzung innerhalb eines dunkelblau angelassenen Paneels die Widmungsinschrift in Fraktur:

Oberfähnrich
Schenk Graf von Stauffenberg, R.R.17.


Klinge(Foto: Haus der Geschichte, Bonn)


sowie außen:

Für hervorragende Leistungen
auf der Waffenschule 1928 - 29.


   Die Klinge ist im übrigen in ihrer oberen Hälfte mit Arabesken-Ätzungen verziert. Zur Waffe gehört eine brünierte Stahlscheide mit einem Tragering sowie einer Trageöse für einen Karabinerhaken.

   Die Einzelteile der Waffe von Stauffenberg besitzen einen Schlagstempelabdruck mit der Teilenummer 9. Leider ist ihr die Griffkappe verloren gegangen.

   In einem Katalog, der aus der Zeit um 1935 stammt, wirbt die Solinger Firma Weyersberg (WKC) neben dem Offizier-Einheitssäbel auch mit einer Variante, deren Gefäß dem des Ehrensäbels entspricht. Im übrigen lieferte auch die Firma ALCOSO aus Solingen Ehrenwaffen.

   Verbleib der Ehrenwaffe: Nach dem fehlgeschlagenen Attentat auf Adolf Hitler wurde Stauffenberg und drei seiner Kameraden noch in derselben Nacht standrechtlich erschlossen. Der persönliche Besitz wurde von der Gestapo beschlagnahmt. Was dann mit seinem Ehrensäbel genau geschah, entzieht sich unserer Kenntnis.

   Nach heutigen Rekonstruktionen sollen sowjetische Offiziere den Säbel an Max Reimann, den ehemaligen Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Deutschlands, weitergeben haben. Dieser gab ihn später an seinen Nachfolger, Herbert Mies, der ihn schließlich 1999 an das Haus der Geschichte übergab. Das Museum seinerseits gab ihn an den Sohn Berthold Schenk Graf von Stauffenberg zurück.



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