Die frühe preußische Marine.

   Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es bekanntlich keine deutsche (Kriegs-)Marine.
Einzelne deutsche Staaten unterhielten Boote und Schiffe, die zwar bewaffnet waren,   jedoch mit keinem unmittelbaren Verteidigungsauftrag versehen waren.

   So besaß beispielsweise Preußen ein halbes Dutzend  Kanonenboote, die es 1815 von Schweden übernommen hatte. Zur gleichen Zeit traten auch zwei schwedische Seeoffiziere, der Oberleutnant zur See Longé und der Leutnant zur See Murk, in preußische Dienste. Mit Allerhöchster Kabinettsorder (A.K.O.) vom 28. Dezember 1815 erhielt Longé den Dienstgrad eines Capitäns, der dem eines Hauptmanns im Heer entsprach. Sein Kamerad erhielt ebenfalls einen höheren Dienstgrad, und zwar den eines Premier-Lieutenants, also eines Oberleutnants.  Sie wurden als Angehörige des Heeres betrachtet, was sich nicht zuletzt in ihren heeresmäßigen Dienstgraden und Uniformen (siehe Bild unten links) ausdrückte. Beide Offiziere waren zunächst dem Gouvernement Stralsund, dann vorübergehend dem Gouvernement Danzig zugeteilt.

Seeoffizier des Schoners Stralsund


   Erst 1832 erfolgte ein Zugeständnis an ihre besondere Stellung in der Armee, für sie wurde in der Rang- und Quartierliste der Königlich Preussischen Armee eine eigene Kategorie "Marine-Officiers" eingerichtet und als Dienstort wieder Stralsund bestimmt. 1839 verstarb  Premier-Lieutenant Murck; Longé schied schließlich als Oberst (Heeresdienstgrad !) im Jahre 1846 aus der Armee aus.

   Am 12. Juli 1816 wurde in einer A.K.O. durch König Friedrich Wilhelms III. die Uniform für die beiden Seeoffiziere zwar vorgeschrieben, doch eine Festlegung der Seitenwaffe erfolgte nicht. Da die Uniform derjenigen der Offiziere der Infanterie - wenn auch mit Abweichungen - entsprechen sollte, darf, unterstützt durch zeitgenössische Bilddarstellungen, unterstellt werden, daß auch der Degen der Infanterie-Offiziere durch sie anzulegen war.

IOD a/M   Der Infanterie-Offizierdegen  war bereits im frühen 18. Jahrhundert in die preußische Armee eingeführt worden. Eine genaue Einführungsvorschrift ist jedoch nicht überliefert. Auch andere Staaten haben zu jener Zeit das Modell in ihre Armeen eingeführt.

    Die Waffe, die  hier abgebildet ist, dürfte jedoch nach 1800 gefertigt sein und könnte von den beiden Seeoffizieren geführt worden sein. Über den Verbleib ihrer Degen ist heute nichts mehr bekannt. Die Waffe steckte in einer braunen Lederscheide, die oben mit einem vergoldeten Mund- und unten mit einem Ortblech in gleicher Ausführung versehen war. Anzumerken ist noch, daß die Offiziere sich ihre Waffen, wie überhaupt ihre Bekleidung und Ausrüstung, selbst zu beschaffen hatten. Obwohl das Modell reglementiert war,gab es durchaus Abweichungen in der Ausführung.

 

     Infanterie-Offizierdegen  




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