von Dirk Stefanski und Claus P.
Stefanski
Im Jahre 1998 konnten wir auf ein Ereignis zurückblicken,
daß
vor 150 Jahren stattfand, nämlich die Thronbesteigung des nicht
nur
in Österreich sondern auch in Deutschland beliebten Kaisers Franz
Joseph
I. Mit seiner Inthronisation erhielt er übrigens zugleich den
Titel
des Apostolischen Königs von Ungarn.
Franz Joseph I. wurde am 18. August 1830 in Schönbrunn (Wien) als
ältester
Sohn des Erzherzogs Franz Karl und seiner aus Bayern stammenden Frau
Sophie
geboren. Mit gerade 18 Jahren übernahm er am 2. Dezember 1848 die
Kaiser-
und Königswürde. Verheiratet war er mit der bekannten
bayerischen
Prinzessin Elisabeth, auch Sissy genannt.
Doch zurück zu Kaiser Franz Joseph. Im Jahre 1849 konnte er in
Oberitalien
und in Ungarn separatistische Aufstände niederschlagen und die
österreichische
Herrschaft wiederherstellen Zehn Jahre später, also 1859, verlor
er
dann einen Krieg gegen den französischen Kaiser Napoleon III. und
in
Folge davon die Vormachtstellung in Italien.
Den Konflikt mit Dänemark im Jahre 1864 entschied er, mit seinem
Verbündeten,
dem preußischen König Wilhelm I., zu seinen Gunsten.
Nach zwei Jahren kam es dann zum Krieg mit seinem ehemaligen
Bundesgenossen,
den Preußen. Bekanntlich unterlag er in dieser Auseinandersetzung
und
verlor danach seinen Einfluß in Deutschland. Trotzdem fühlte
sich
Franz Joseph stets als „deutscher Fürst“, weshalb für ihn
eine
Unterstützung von Frankreich im Krieg von 1870/71 nicht in Frage
kam.
Diese Verbundenheit, auch mit seinem zeitweiligen Gegner Preußen,
dokumentiert
sich nicht zuletzt darin, daß er die Würde eines Chefs von
mehreren
Regimenter annahm. Im einzelnen waren dies:
- Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2 , Standort: Berlin,
- Husaren-Regiment Kaiser Franz Joseph von Österreich,
König
von Ungarn (Schleswig-Holsteinisches) Nr. 16, Standort: Schleswig
- Füsilier-Regiment Kaiser Franz Joseph von Österreich,
König
von Ungarn (4. Württembergisches) Nr. 122, Standort: Mergentheim
- Königlich Sächsisches 1. Ulanen-Regiment Nr. 17, Kaiser
Franz
Joseph von Österreich, König von Ungarn, Standort: Oschatz.
Eine Eigenheit Kaiser Franz Joseph war es, mit besonderen
Auszeichnungen
sehr sparsam umzugehen. In der Festausgabe
seiner Biographie zum 50jährigen
Regierungsjubiläum vor 100 Jahren, also 1898, wird dies
ausdrücklich
bestätigt. Auch ausländischen Militär-Attachés,
denen
gegenüber es ansonsten üblich war, sie unter
„leichteren“
Bedingungen auszuzeichnen, wurden von ihm nicht „verwöhnt“.
Deshalb ist man erstaunt, daß es im Jahre 1898 gleichwohl zur
Verleihung
von Auszeichnungen in Form von Ehrensäbeln kam. Vermutlich wurden
diese
sehr seltenen Waffen am 2. Dezember 1898 an Persönlichkeiten
seiner
unmittelbaren Umgebung überreicht. Eine Nachfrage beim
Militärhistorischen
Institut des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien ergab zwar eine
Bestätigung,
andererseits aber, daß dort weder ein Belegexemplar noch
nähere
Informationen dazu vorliegen.
Der Ehrensäbel hat viele Gemeinsamkeiten mit dem Säbel
für
die österreichischen Staatsbeamten. In zwei wesentlichen Teilen
weicht
er jedoch von dem üblichen „Staatsbeamten-Säbel“ ab. Es
handelt
sich hierbei um die Klinge und die Griffkappe. Die übrigen Teile
sind
identisch mit denen des „Staatsbeamten-Säbels“.
In der Geschichte der Blankwaffen ist dies nicht das
erste Mal, daß
eine „reglementierte“ Waffe, durch den An- oder Einbau von besonders
gestalteten
Teilen offiziell zur Ehrenwaffe wird. Für die Preußen sei
hier
an das Dragoner-Regiment Prinz Albrecht von Preußen
(Litthauisches)
Nr. 1 in Tilsit erinnert. Den Offizieren und Portepeeunteroffizieren
dieses
Verbandes wurde im Jahre 1861 gestattet, auf dem Gefäß ihres
Kavallerieoffiziersäbels
M 52 einen silbernen preußischen „Dragoner-Adler“ zu führen.
Auch
für die Fußtruppen ist ein ähnliches Beispiel bekannt.
Das
Füsilier-Bataillon des ehedem in Koblenz stationierten
Königin
Augusta Garde-Grenadier-Regiments Nr. 4 erhielt 1887 die im
Soldatenjargon
sogenannten „Augustaner-Säbel“ in der Form des
Füsilieroffiziersäbels
jedoch mit stark verzierter Griffkappe und besonders verzierter Klinge.
Gerade der letztgenannte Säbel könnte für die
„Aufwertung“
des österreichischen „Staatsbeamten-Säbels“ Pate gestanden
haben.
Beide Waffe wurden anläßlich eines Jubiläums verliehen
und
stammten, soweit es ihre Form betrifft, von einem festgestellten Modell
ab.
Doch dies läßt sich heute nicht mehr verbindlich nachweisen.